Das Interview mit Angelo Palazzini

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Unsere Interviewreihe geht weiter! Nachdem wir zu unserer Ausstellung Angelo Palazzini begrüßen durften, war der Weg zur orangen Couch nicht mehr weit.

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Angelo Palazzini auf der Couch, orange

Galerie Meisterstück: Herr Palazzini, träumen Sie viel?

Angelo Palazzini: Ja – ich träume viel. Auch mit offenen Augen.

GM: Waren Sie ein Wunderkind, oder wurde Ihr Talent für die Malerei erst später geweckt?

Palazzini: Ich bin geboren und aufgewachsen wie alle anderen Kinder, aber während der Grundschule habe ich gemerkt, dass ich ein besonderes Talent für das Zeichnen und die Malerei mit Farben hatte.

GM: Was war Ihr erstes Gemälde?

Palazzini: Ich kann gar nicht mehr genau sagen, was ich als erstes Gemälde gemalt habe, aber ich habe anfänglich in der Natur gemalt, mit Staffelei und Pinsel, so wie das im 19. Jahrhundert üblich war. Ich habe anfangs die Natur und Alles, was um mich herum war abgebildet.

GM: Woher kommt das besondere Interesse an architektonischen Konstruktionen?

Palazzini: Das ist eine Frage, die ich nur schwer beantworten kann. Mich haben Gebäude an sich immer begeistert. Sowohl historische als auch moderne Bauwerke, aber auch industrielle Gebäude wie Fabriken. Ich habe mich für die arabische sowie für die antik-römische Architektur immer interessiert. Ich finde, dass die industriellen Gebäude, – die Fabriken- oft auch eine düstere, rätselhafte Ausstrahlung haben, die mich besonders fasziniert.

GM: Wie finden Sie Ihre Motive? Was inspiriert Sie?

Palazzini: Diese Frage wurde mir schon unzählige Male gestellt. Meine Inspiration kommt aus meinem Alltag. Mich inspiriert was auf der Straße passiert, auf öffentlichen Plätzen, aber auch das, was ich manchmal im Kino oder im Fernsehen sehe. Auch die Nachrichten können für mich künstlerisch anregend sein. Aber der größte Teil meiner Inspiration kommt aus meiner Kindheit. Erinnerungen, die auf die ersten fünf bis sechs Jahren meines Lebens zurückzuführen sind.

GM: Was bedeutet das kleine Flugzeug für Sie, das man so oft bei Ihnen findet?

Palazzini: Dieses Flugzeug kann man tatsächlich in vielen meiner Werke sehen. Es fliegt manchmal nach links und manchmal nach rechts. Es symbolisiert eine Sehnsucht die wir vielleicht alle haben: Aus unserer Realität zu entfliehen und manchmal auch aus unseren Gedanken und Gefühlen auszubrechen.

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GM: Immer wieder redet man bei Ihren Gemälden über die Oberflächenstruktur. Wie kommt sie zustande?

Palazzini: Das ist tatsächlich eine sehr aufwendige Prozedur die ich da anwende. Diese Oberflächenstruktur entsteht durch verschiedene Farbschichten diverser Pigmente, die ich anwende. Die Materialien, die ich benutze sind nicht im Handel zu kaufen. Ich stelle sie selbst her und verwende sie für diese Techniken, die ich eigenständig vertieft habe.

Diese Manier gibt den Werken eine Anmutung, die sie so erscheinen lassen, als wären sie im 16. Jahrhundert entstanden. Manchmal erinnert das an die flämische Malerei und deswegen erscheinen diese Bilder älter, als sie tatsächlich sind.

GM: Unterrichten Sie auch Malerei?

Palazzini: Nein, ich unterrichte nicht. Ich beanspruche für mich nicht die Rolle als Lehrer. Es ist schon passiert, dass ich Schüler hatte, doch das kam eher zufällig. Es ist nicht meine Absicht, zu unterrichten.

GM: Sind Sie ein religiöser Mensch?

Palazzini: Das ist eine sehr schwierige Frage. Über diese Frage könnten wir uns ewig unterhalten. Man müsste vor allem die Frage stellen, was ich glaube… denke ich. Aber das würde hier zu weit führen. Ich glaube sicherlich an das Leben, aber eine Frage nach religiösen Ansichten kann ich an dieser Stelle nur schwer erörtern. Ich beschäftige mich immer noch mit der grundsätzlichen Frage, wer überhaupt das Leben geschaffen hat. Ich bin wie viele andere Menschen auf der Suche nach der Wahrheit. Ob ich ein religiöser Mensch bin? Ja – aber für mich ist religiös zu sein vor allem respektvoll mit Anderen und dem Leben selbst umzugehen.

GM: Erzählen Sie uns etwas aus Ihrem Leben. Wie leben Sie?

Palazzini: Ich führe ein ziemlich ruhiges Leben und beschäftige mich fast den ganzen Tag lang auch gedanklich mit meiner Arbeit.

GM: Wie ist ihr Tagesablauf?

Palazzini: Ich verbringe jeden Tag viel Zeit in meinem Atelier, wo ich arbeite und denke. Ich höre auch viel Radio, – vor allem Musik aber auch kulturelle Sendungen. Meine Arbeit ist für mich immer im Mittelpunkt von meinen Gedanken aber ich lebe in einem Haus dessen Pflege ziemlich aufwendig ist und das beansprucht auch sehr viel Zeit. Ich koche außerdem viel und gerne und muss auch an die Menschen denken, die mir lieb sind und die mit mir zusammen leben. Jedes Werk ist anders. Jedes Werk hat eine eigene Geschichte und das gibt mir immer viel Zeit zu denken was ich demnächst malen werde und was ich aus einem Werk machen soll. Es ist für mich eine sehr befriedigende Beschäftigung, wenn ich ständig daran denken kann, was ich als nächstes Malen werde.

GM: Was machen Sie, wenn Sie nicht malen?

Palazzini: Entweder male ich oder ich denke daran, was ich malen soll. Es gibt für mich keine Zeit der Entspannung. Ich schalte nicht ab und denke nicht mehr an die Malerei. Deswegen ist für mich meine Arbeit ständig im Mittelpunkt meiner Gedanken, auch wenn ich nicht male.

GM: Was ist ihre Lieblingsfarbe?

Palazzini: Meine Lieblingsfarbe ist das Rot, aber mir gefällt auch das Gelb und das Blau. Schon als ich als Kind mit Wachsmalstiften gespielt habe, war das Rot meine Lieblingsfarbe. Im größeren Umfang sind meine Lieblingsfarben die Elementarfarben.

 

 

 


13. November 2014

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