Das Interview mit Leslie G. Hunt

Allgemein

Hiermit starten wir die Interviewreihe „Couch, orange“.

Im Rahmen dieser Reihe werden wir unsere kreativen Künstler auf die Couch in unsere Galerie bitten, um ihnen all die Fragen zu stellen, die uns so brennend interessieren.

 

Leslie G. Hunt auf der Couch, orange:

Galerie Meisterstück: Herr Hunt, wir freuen uns, Sie heute begrüßen zu dürfen und starten das Interview ganz klassisch: Wann haben Sie ihr erstes Bild gemalt?

Leslie G. Hunt: Oh…da muss ich überlegen – wann hab ich mein erstes Bild gemalt? Da war ich fünfzehn, glaube ich.

G.M.: Und was war es?

Hunt: Das war eine Madonna. Ich habe damals eine Madonna kopiert und meiner Mutter geschenkt.

G.M.: Hatten Sie auch schon mal andere Lebensträume, als Künstler zu sein?

Hunt: Musiker.

G.M.: Rockmusiker?

Hunt: Keyboarder, ich hab als Keyboarder gespielt, aber ich musste mich entscheiden, Malen oder Musik – beides geht nicht mit 100 Prozent.

G.M.: Haben Sie sich dann für das Malen entschieden, weil es die gesündere Lebensform ist?

Hunt: Weil ich mehr Talent zum Malen habe, als zum Musiker. Glaube ich zumindest.

G.M.: Wann haben Sie dann entschlossen, alleine von Ihrer Kunst zu leben?

Hunt: Mit 18 Jahren.

G.M.: Und was hat Ihre Familie dazu gesagt?

Hunt: Das war in Ordnung. Wir durften alles, was wir wollten. Wenn wir uns als Kinder entschieden haben, dies oder jenes machen zu wollen, dann sagte die Mutter „dann machs“. Der Vater auch.

G.M.: Das ist ja etwas sehr Schönes.

Hunt: Naja, manchmal wünscht man sich dann schon, dass es einen Anstoß gibt. Manchmal hätte man schon gerne, dass jemand für etwas Unbekanntes das Interesse weckt. Aber wir haben unsere Interessen immer selbst geweckt.

G.M.: Meistens wollen die Eltern ja dann, dass man Jurist wird, oder Arzt…

Hunt: Das nicht. Meine Mutter hat ja auch eine künstlerische Ader gehabt. Da war das ok.

G. M.: Haben Sie ein künstlerisches Vorbild?

Hunt (nachdrücklich): Nein.

G.M.: Maler die Sie besonders mögen?

Hunt: Das schon, aber die sind keine Vorbilder für mich. Ich bewundere Handwerker, also Künstler, die gut malen können. Ich bewundere aber auch die Leute die Kritzelbilder malen, die ich überhaupt nicht verstehe, die aber gut aussehen, aber ich habe keine Vorbilder.

GM: Sie arbeiten mit sehr vielen verschiedenen Techniken. Sie malen wunderbare Gouachen, haben ein großes Werk an Farbradierungen geschaffen und jetzt mit der City-Prints-Serie auch Giclée Prints, die sehr gut ankommen. Woher rührt die Faszination für die verschiedenen Produktionstechniken?

Hunt: Das ist ganz einfach. Man kann nicht alles in einer Technik gleich schön darstellen. Nehmen wir zum Beispiel dieses große Herz – würde ich dieses wie eine Gouaché malen, wäre das viel zu filigran. Das käme überhaupt nicht zur Geltung. Es würde nicht wirken. Passt nicht. Es gibt für alles, was man darstellen will, die passende Technik.

Leslie G. Hunt "Love Note Tiger" 120 x 120 cm Acryl und Blattgold auf Leinwand

Leslie G. Hunt
„Love Note Tiger“
120 x 120 cm
Acryl und Blattgold auf Leinwand

G.M.: Also haben Sie zuerst eine Bildidee und dann folgt die Überlegung, welche Technik die passende wäre?

Hunt: Ja. Genau. Beziehungsweise, wenn ich Lust auf einen Palazzo habe, weiß ich: Guache. Und wenn ich in die Druckgraphik gehe, dann ist das bei mir keine Lithographie, sondern es ist bei mir dann eine Radierung. Und gewisse Sachen gehen halt nur mit Acryl, wie die Herzen mit Blattgold.

GM: Wir haben ein sehr schönes Nürnberg-Blatt bekommen, aus der City Print Reihe. Welche Städte mögen Sie besonders gerne, haben Sie aber noch nicht umgesetzt?

Hunt: Ah – eigentlich Würzburg und Bamberg, weil ich da gelebt habe. Die kommen aber noch.

GM: Was einem bei der Betrachtung Ihres Gesamtwerkes auffällt ist der Schwerpunkt auf den schönen Seiten des Lebens.

Hunt: Ja

GM: Also gutes Essen, Trinken, schöne Frauen…

Hunt: Ja!

 

GM: Ist das etwas, von dem Sie sagen, dass dies existenziell wichtig ist? Geben Sie diesen Dingen in Ihrem Leben selbst genügend Raum?

Hunt: Ähm… Irgendwo muss ja die Inspiration herkommen, das klingt jetzt vielleicht etwas komisch, aber eigentlich waren es in meinem Leben immer die Mädels, die mich inspiriert haben. Eigentlich habe ich immer Frauen zuliebe etwas gemalt und realisiert. Und dann ist es natürlich so: Reisen, gutes Essen, schöne Landschaften, das motiviert.

GM: Ich habe jetzt eine Frage zu Ihrem „Exil“ an der Cote d´Azur – ist das dort ein kreatives Dasein oder ruhen Sie sich da eher aus?

Hunt: Beides. Es ist ein Motor, weil man dort Farben sieht, die man in Frankfurt nicht hat. Zu keiner Tages und Nachtzeit. So einfach ist das. Und ich kenne durch die lange Zeit da unten natürlich auch mittlerweile wundervolle Flecken, wo ich weiß, da muss ich noch mal hin, ein Glas Wein trinken und kucken, wie die Sonne untergeht. Und diese Farben gibt es nur da, oder in Los Angeles, wo ich groß geworden bin. Es ist ähnlich: Meer, Palmen, Sonnenuntergang und so weiter.

Leslie G. Hunt "Dinner at the Ocean" 120 x 120 cm Acryl auf Leinwand

Leslie G. Hunt
„Dinner at the Ocean“
120 x 120 cm
Acryl auf Leinwand

G.M.: Sie nehmen ja auch gelegentlich Auftragsarbeiten für verschiedene Verbände, Museen oder Firmen wahr. Würden Sie, wenn man Sie wählen ließe, lieber ein Kinderbuch illustrieren oder eine Edition für einen Politiker machen?

Hunt: Für einen Politiker? Nee! Da hab ich keine Ambitionen. Das letzte Mal, als ich mit Politik zu tun hatte, hätte ich ein Bild für den Besuch von Gauck in Frankfurt malen sollen und wurde dann in die politischen Machenschaften mit hineingezogen, weil die falsche Partei das initiiert hatte. Das war ein Blabla – den Auftrag hatte ich zwar schon, aber es führte zu nichts. Also Kinderbuch.

G.M.: Ok. Zu etwas Angenehmeren. Man findet in Ihrem Werken ja immer wieder den roten Lackstiefel, wie kommt es dazu?

Hunt: Den habe ich vor bestimmt zwanzig Jahren das erste Mal auf eine Radierung gemacht. Das war damals auf einem Managerblatt, als Symbol für den Manager, der Sex mit seiner Sekretärin hat. Das war die Symbolik und dann habe ich es immer wieder verwendet. Und jetzt ist es so ein bisschen ein Markenzeichen geworden.

Leslie G. Hunt "Männer Phantasien" Farbradierung,  nummeriert, handsigniert.

Leslie G. Hunt
„Männer Phantasien“
Farbradierung,
nummeriert, handsigniert.

G.M.: Das stimmt. Wenn man auch die Leute darauf hinweist, macht es ihnen großen Spaß, den Stiefel zu suchen.

Das war es eigentlich schon. Ich habe nur noch eine ganz profane Frage: Haben Sie eine Lieblingsfarbe?

Hunt: Gelb. Die Farbe der Verrückten.

 


2. Juli 2014

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