Das Interview mit Vanni Saltarelli

Allgemein

Der Maler der schönen Frauen schenkt uns Einblicke in seine Gedankenwelt. Auf unserer orangen Couch.

 

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Vanni Saltarelli auf der Couch, orange:

Galerie Meisterstück: Herr Saltarelli, Sie beschenken die Welt immer wieder mit der Darstellung schöner Frauen. War das schon immer ihr Lieblingsmotiv?

Vanni Saltarelli: Ja, die Frau ist tatsächlich eines meiner Lieblingsmotive, auch weil die Frau an sich im Leben jedes Menschen präsent ist. Aber ich möchte die Frau nicht einfach darstellen, ich möchte, dass sie eine rätselhafte Erscheinung annimmt.

Vanni Saltarelli "Indiscretioni" 120 x 100 cm

Vanni Saltarelli
„Indiscretioni“
120 x 100 cm

GM: Wann haben Sie ihren ersten Akt gemalt?

Vanni Saltarelli: Das passiert automatisch, wenn man sich mit der menschlichen Figur in der Malerei auseinandersetzt. Deswegen habe ich seit meinen Anfängen immer Akt gemalt. Es hat sich einfach so gehört und ergeben.

GM: Haben Sie Modelle, die für sie sitzen, oder beherrschen Sie den weiblichen Körper aus der Vorstellung?

Vanni Saltarelli: Ich gehe immer von einem realen Modell aus. Aber das ist nicht das, was ich mir als Endresultat wünsche. Ich verwandle das Modell in Gedanken und auf der Leinwand, auf dass die Figur eine idealisierte und nicht rein realistische Form annimmt.

GM: Ihre Gemälde zeigen immer wieder eine Kugel. Ist sie für Sie ein besonderes Symbol?

Vanni Saltarelli: Die Kugel ist für mich die perfekteste Form, die überhaupt existiert. Sie manifestiert für mich eine Symbolik des Lebens. Sie steht für den Samen des Lebens. Aber sie ist auch die Kugel der Planeten, des Universums. Der Kugel kommt aber auch die Rolle zu, etwas spielerisches in meine Gemälde einzufügen. Sie ist aus meinem Werk nicht mehr wegzudenken und gehört einfach dazu.

GM: Was haben die Tiere, die Sie den Damen oft beiseitestellen für eine Symbolik?

Vanni Saltarelli: Ich suche immer Tiere, die sehr ungewöhnlich sind und die etwas Urtümliches ausstrahlen. Sie eignen sich hervorragend als Gegensatz zu den schönen Frauen. Es bildet sich im Werk dann ein starker Kontrast zwischen diesen Frauen und den, in Anführungszeichen, „hässlichen“, bzw. fast angsteinflößenden Tieren. Es ist für mich ein Anreiz und ein Spiel, sie zusammen zu einer Einheit zu bringen.

GM: Was war ihr verrücktestes/ungewöhnlichstes Thema?

Vanni Saltarelli: Es gibt an sich kein ungewöhnliches Thema für mich. Ich wechsle immer wieder meine Themen. Themen, die immer wieder kommen sind z.B. der Sport. Ich habe bereits gelegentlich Aufträge bekommen, magische oder fantastische Bilder herzustellen und das ist dann vielleicht für mich etwas ungewöhnlich, aber das kann ich wirklich nicht als verrückt bezeichnen.

GM: Lesen Sie gerne? Welches Genre?

Vanni Saltarelli: Es sind vor allem Gedichte, die ich lese und die mich inspirieren. Sie geben mir Anreize zu bestimmten Themen und bilden oft Motive für meine Gemälde. Man würde das vielleicht gar nicht so vermuten, aber Gedichte, speziell die zeitgenössischen, sind ein Teil meiner Malerei.

GM: Ihre Gemälde können sehr prachtvoll sein, mit vielen Farbschichten und Gold, oder auf Naturleinwand wie eine Skizze. Wie entscheiden Sie, ein Motiv umzusetzen?

Vanni Saltarelli: Ich beschäftige mich nicht nur mit der Malerei, sondern auch mit fast allen möglichen Techniken der Kunst. Ich habe auch Mosaiken, Skulpturen und Fresken gemacht. Ich male mit Öl, aber ich verwende manchmal auch Tempera, Guache und Acrylfarbe. Es ist für mich vor allem eine haptische Erfahrung mit bestimmten Materialien zu arbeiten. Manchmal verspüre ich das Bedürfnis, mit glatten Flächen zu arbeiten und manchmal sind es strukturreichere Materialien die ich einsetze. In einem Werk können also unterschiedliche Techniken und Materialien koexistieren.

GM: Man hat das Gefühl, dass Sie gerne starke Frauen abbilden. Haben Sie selbst viel mit starken Frauen im Leben zu tun?

Vanni Saltarelli: Frauen sind an sich starke Wesen. Man kann durchaus das Gefühl haben, dass ich starke Frauen abbilde. Frauen sind kopfmäßig stark. Es sind die Frauen, die im Alltag widerstandsfähiger sind. Es gehört einfach zur Frau dazu, dass sie resilienter ist als der Mann. Und dieses erlebbare Gefühl von Stärke entsteht auch durch die stark ausgeprägte Dynamik, die in meinem Werk zu sehen sind. Da sind Frauen an sich abgebildet, die aber die große Dynamik entwickeln.

Vanni Saltarelli "In Posa" 33 x 25 cm Öl auf Aluminiumplatte

Vanni Saltarelli
„In Posa“
33 x 25 cm
Öl auf Aluminiumplatte

GM: Immer wieder haben Sie das Thema Tattoo, sind Sie tätowiert?

Vanni Saltarelli: Nein, ich bin nicht tätowiert. Tattoos verändern die natürliche Form eines Menschen und diese Eigenschaft benutze ich, um Figuren irgendwie zu verschleiern. Tattoos sind für mich ein Element, das die Figur auf eigene Weise abdeckt und verändert. Was mich daran so interessiert, ist aber auch die Zeichnung selbst. Tattoos kann man komplett frei entwerfen, und daran fasziniert mich die graphische Darstellung an sich,- das Zeichnen dieser Tattoos. Auch das ist für mich ein spielerisches Element, das ich meinen Motiven hinzufüge.

GM: Was wären Sie geworden, wenn Sie nicht Künstler geworden wären?

Vanni Saltarelli: Ich wäre sehr gerne Musiker geworden. Mein Vater war Musiker, aber auch Maler und er hat mit allen Mitteln immer wieder versucht, mir auch die Musik nahe zu bringen. Ich habe mich dagegen immer gesträubt und jetzt bereue ich, dass ich die Musik nicht vertieft habe. Ich finde das schade.

GM: Erzählen Sie uns etwas von ihrem Leben, wie ist an einem Tag, an dem Sie malen, ihr Tagesablauf?

Vanni Saltarelli: Mein Tagesablauf ist sehr einfach. Ich arbeite permanent, meine Arbeit ist ständig bei mir, auch in meinen Gedanken. Es ist, als ob sie am Köcheln wäre und ich sie immer warmhalten müsste. Und ich muss jederzeit bereit sein, neue Ideen und Motive aufzugreifen, damit ich die dann umsetzen kann. Ich arbeite vom Vormittag bis Spätabends und in die Nacht. Dafür opfere ich viel auf, aber das ist für mich befriedigend. Es erfüllt mich. Außerdem unterrichte ich noch zusätzlich Schüler, daher kann man wohl sagen, dass meine Arbeit ein Übermaß an Zeit in Anspruch nimmt.

GM: Beschreiben Sie ihr Atelier.

Vanni Saltarelli: In meinem Atelier herrscht das Chaos. Es ist nicht sehr groß und wirkt dadurch sehr unaufgeräumt. Es liegen ganz viele Sachen herum: Zettel, Notizen, Krimskrams und angefangene Arbeiten, die ich immer stehenlasse, damit ich sie später bearbeiten kann und immer griffbereit habe. Diese ganze Masse an Gegenständen nimmt viel Platz weg und deswegen ist wenig Raum für mich. Manchmal muss ich mir richtige Schneisen schlagen, durch mein Chaos, aber die Arbeit ist einfach so.

GM: Arbeiten Sie alleine oder haben Sie Schüler um sich herum?

Vanni Saltarelli: Ich arbeite alleine, weil es mir schwerfällt mich zu konzentrieren. Ich habe ab und zu mit jemand anderem gearbeitet, aber nicht an der Herstellung eines Werkes. Ich muss im Vorfeld immer sehr konzentriert sein und das Thema, das ich gerne realisieren möchte, sehr genau und präzise konzipieren. Ich überlege sehr lange, was ich malen soll. Irgendwann nimmt diese Vorbereitungsphase dann ein Ende und ich widme mich komplett der Realisierung. Weder in der Vorbereitungsphase noch in der Realisierungsphase kann ich jemanden um mich brauche. Es würde einer Interferenz – eine unerwünschte Störung meiner Arbeit darstellen.

GM: Hören Sie Musik beim Malen? Welche?

Vanni Saltarelli: Ich arbeite tatsächlich mit Musik oder mit einem Gespräch im Hintergrund, weil immer ein Radio läuft, wenn ich arbeite. Weil sich bei meinem Radio die Frequenz nicht so einfach umstellen lässt, habe ich drei Apparate und jeder ist auf eine bestimmte Station eingestellt. Dann brauche ich nur das jeweilige Radio an und abzustecken, je nachdem, welche Station oder Sendung ich hören möchte. Wenn ich Politik oder Nachrichten will, wenn ich klassische Musik oder Kulturbeiträge hören möchte oder wenn mir nach etwas Leichterem zumute ist: ich habe dafür jeweils ein Programm. Es ist aber nie leise in meinem Atelier, in der Stille kann ich nicht arbeiten.

GM: Was ist Ihre Lieblingsfarbe?

Vanni Saltarelli: Mir gefallen vor allem die warmen und die natürlichen Farben. Es ist für mich einfacher zu sagen, welche Farben ich am wenigsten benutze und das ist das Grün. Grün verwende ich am wenigsten. Nicht, weil ich es nicht mag, sondern weil bei meinen Sujets einfach nicht die richtige Verwendung findet

 


17. November 2014

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