Das Interview mit Heinz Schölnhammer

Allgemein

Eigentlich wollte Heinz Schölnhammer uns nur seine neuen Gemälde vorbei bringen, da haben wir ihn auf die orange Couch gebeten. Mit dem üblichen Charme nahm er an und ließ sich von uns einige Fragen stellen:

Interview Schölnhammer

Galerie Meisterstück: Herr Schölnhammer, schön, dass Sie die Zeit gefunden haben. Es ist uns eine große Ehre. Könnten Sie Ihren Fans und uns eine kleine Freude machen und uns erzählen, wie es dazu gekommen ist, dass Sie Maler geworden sind?

Heinz Schölnhammer: Das ist über die Graphik gegangen. Von der habe ich mich langsam immer mehr entfernt und mit der Malerei begonnen. Das ist sehr naheliegend gewesen und umfasste damals hauptsächlich die gegenständliche Kunst wie Landschaften und Blumen. Mit den Jahren hat sich das immer mehr zum Hyperrealismus hin orientiert.

Klassisch bezaubernde Werke aus früheren Zeiten: Ein Margaritenstrauß

Klassisch bezaubernde Werke aus früheren Zeiten: Ein Margaritenstrauß

G.M.: Können Sie uns kurz mal erklären, was mit Hyperrealismus in der Malerei gemeint ist?

H.S.: Es gibt verschiedene Realismen. Da ist der Surrealismus, der phantastische Realismus, der Fotorealismus, der Hyperrealismus… Und die Vorsilbe „hyper-“ bedeutet ja „über-“ also „überreal“ . Das heißt für mich: Ich möchte besser als die Fotographie sein. Zum Unterschied von der der Fotographie hat das gemalte Bild eine Seele. Ein Foto hat keine Seele für mich.

Schölnhammer Liebesäpfel

Heinz Schölnhammer
„Liebesäpfel“
50 x 80 cm

G.M.: Also mir kommen Ihre Gemälde sehr viel plastischer vor, als man es zum Beispiel mittels eines ausgedruckten Fotos erreichen könnte. Bei den Trauben hier zum Beispiel hat man wirklich das Gefühl von Dreidimensionalität.

Schölnhammer Trauben

Heinz Schölnhammer
„Trauben“
Öl auf Leinwand
80 x 80 cm

H.S.: Ja das soll ja sein. Der Hyperrealismus kann formen. Ein Foto ist flach. Ein gemaltes Bild hat Körper.

G.M: Und seit wann beschäftigen Sie sich mit dieser Form des Realismus?

H.S.: Das ist jetzt seit circa 10 Jahren.

G.M.: Was war denn Ihr erstes Gemälde?

H.S.: Ein Berg. Ein Bergbild. Mit einem See. Da war ich 12 Jahre alt.

G.M.: Was haben Sie damit gemacht?

H.S.: Das habe ich noch!

G.M.: Wirklich?

H.S.: Klar – das gebe ich nicht her (lacht)

G.M.: Wie ist denn ihr Tagesablauf so?

H.S.: Was meinen Sie?

G.M.: Wie arbeiten Sie?

H.S.: Eigentlich wie ein Bankangestellter (lacht wieder). Ich stehe in der früh auf und gehe nach dem Duschen und Frühstücken in mein Atelier. Bis Mittag arbeite ich hochkonzentriert, denn das verlangt der Hyperrealismus. Ich kann dann auch niemanden neben mir haben. Ich muss alleine sein um zu arbeiten. Gegen Mittag fahre ich wieder nach Hause, Essen, halbe Stunde Mittagsschlaf und dann bin ich wieder in meinem Atelier. Bis abends um Acht.

G.M.: Wie lange dauert es , bis ein Werk von Ihnen entsteht? Als wir Sie besucht haben, waren ja viele verschiedene Fertigungsstufen vorhanden…

Heinz Schölnhammer in seinem Atelier

Heinz Schölnhammer in seinem Atelier

H.S.: Ja, das ist schwierig zu sagen. Diese Frage hört man als Künstler immer wieder: „Wie lange brauchst du für das Bild“, äh, das erinnert mich – ich lebte ja in Turin – an Fiat. Die Fiatautofabrik. Da steht einer mit einer Stoppuhr und stoppt die Arbeiter. Schaut, wie lange sie brauchen, um eine Schraube rein zu drehen. So ähnlich geht ein Gemälde nicht. Und da kann man eben nicht sagen, wie lange man braucht für ein Werk. Es sind zum Beispiel für ein Bild– also so wie ich das interpretiere – sieben bis acht Schichten nötig. Mit dem Firnis sind es acht Schichten. Dadurch erziele ich diese Plastizität und dieses Volumen, – indem ich immer wieder, nachdem das Bild getrocknet ist, weitermale. Und ich bin auch verliebt in Details. In das Licht oder den Schatten. Ich sehe oft eher den Schatten von jemanden als die Person, oder den Baum oder die Blume, mit interessiert der Schatten genauso wie das Licht. Auch bei Menschen…

Schölnhammer Seerosen

Heinz Schölnhammer
„Seerosen“
100 x 120 cm

G.M.: Maler die Sie bewundern… gibt es da welche?

H.S.: Ja – natürlich. Einer ist Richard Estes, das ist ein Hyperrealist. Sehr beeindruckend.

G.M.: Sie sind ja doch viel herumgekommen. Wie würden Sie Ihren Lebensstil beschreiben?

H.S.: Ich habe 50 Jahre in Italien gelebt und jetzt Schwierigkeiten, daheim wieder Fuß zu fassen.

G.M.: Aber Wien ist doch eigentlich recht relaxed, oder?

H.S.: Ja, aber ich habe Heimweh nach Italien. Was soll ich machen?

G.M.: Nach dem Klima? Oder den Menschen?

H.S.: Nach allem! Nach der Mentalität, nach der Kultur, auch nach dem Essen. Nach dem Verhalten der Menschen. Italien ist anders. Und eben in allem anders.

G.M.: Nur noch unsere klassische letzte Frage: Haben Sie eine Lieblingsfarbe?

H.S.: Ja. Blau. Ich hab auch Zuhause alles blau. Und meine Frau liebt blau auch.

G.M. Wir bedanken uns für das Gespräch.

Schölnhammer Pflaumen

Heinz Schölnhammer
„Pflaumen“
80 x 120 cm


7. September 2015

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